Straßburg → Luxemburg: Zwei Karbikes überqueren drei Länder und eröffnen eine neue Vision von Mobilität.
Nachhaltige Mobilität in Luxemburg?
Luxemburg ist derzeit strukturell stark vom Pkw abhängig: Mehr als zwei Drittel der Erwerbstätigen nutzen ihr Auto für den Arbeitsweg. Das Land verfügt über rund 678 Pkw pro 1.000 Einwohner, und die durchschnittliche Auslastung ist mit 1,22 Personen pro Pkw sehr gering. Dies führt zu Staus, die pro Fahrer jährlich bis zu 64 Stunden Zeitverlust verursachen, und zu einem erheblichen CO₂-Fußabdruck.
Der Verkehrssektor ist für fast 60 % der nationalen Emissionen verantwortlich, was 2024 mehr als 6 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent entspricht. Ursache hierfür ist die starke Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen, die 56 % des Energieverbrauchs des Landes ausmachen. Diese Energieabhängigkeit macht Luxemburg anfällig für Krisen und steigende Preise. Gleichzeitig schreitet der Übergang zu Elektrofahrzeugen nur langsam voran (rund 2 % des Fahrzeugbestands im Jahr 2022) und ist ohne eine grundlegende Veränderung der Nutzungsgewohnheiten nicht möglich.
Aktive Mobilität wird weiterhin unzureichend genutzt: Nur 3 % der Erwerbstätigen fahren täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit (ca. 10 % gehen zu Fuß), während die Hälfte aller Fahrten im Inland kürzer als 5 km sind – eine Strecke, die sich ideal für Fahrräder oder leichte Fahrzeuge eignet. Viele dieser kurzen Strecken, die mit dem Fahrrad in 15 Minuten zurückgelegt werden könnten, werden immer noch mit dem Auto bewältigt. Dieses Modell führt zu Zersiedelung, ungleichem Zugang und geringer Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen.
Es gibt jedoch eine Alternative: die Förderung nachhaltiger, barrierefreier und reparaturfreundlicher Verkehrsmittel für kurze Strecken sowie die Ausbildung von Fachkräften, die diese Verkehrsmittel betreuen können (Fahrrad-/E-Bike-Techniker, Low-Tech-Ingenieure, Vermittler und Reparateure).
Vor diesem Hintergrund hat Äerdschëff seine Zusammenarbeit mit Partnern wie der Gemeinde Sanem, Haus vum Velo undYouth4Planet intensiviert, um das Programm „Lët’z do it – Imagination powered transition“ zu starten – eine Initiative, die tief in der Bürgerbeteiligung und dem Low-Tech-Ansatz verwurzelt ist.
In diesem Rahmen starten wir am 5. Dezember eine experimentelle Fahrt mit zwei Karbikes, mittelschweren leichten Fahrzeugen (ILVs), die auf 25 km/h begrenzt sind, mit Radwegen kompatibel, einfach konstruiert, energieeffizient und an den planetaren Grenzen ausgerichtet sind.
Warum diese Reise? Ein lebendiges Beispiel für Einfallsreichtum und Innovationskraft
Vom 5. bis 8. Dezember fahren zwei Karbikes von Straßburg nach Sanem, um zu demonstrieren:
- dass ein einfaches Elektrofahrzeug mit minimalem Energieaufwand lange Strecken zurücklegen kann,
- dass diese Fahrzeuge den Herausforderungen des Geländes (Hügel, Wetter, Alltagstauglichkeit) wirklich gerecht werden,
- dass eine andere Vision von Mobilität – langsamer, einfacher, widerstandsfähiger – möglich ist,
- dass sparsame Technologie ein Motor für lokale und gesellschaftliche Entwicklung sein kann.
Die Reise dient außerdem als Material für den Dokumentarfilm „Taking Action Against Extreme Watts“, der in Zusammenarbeit mit Youth4Planet produziert wird.
Während der gesamten Reise lädt das Team Anwohner, Kommunen und alle Interessierten ein, uns unter team@aerdscheff.lu oder über unsere Social-Media-Kanäle zu kontaktieren, um uns kennenzulernen, Fragen zu stellen oder einfach nur dem Team unterwegs Hallo zu sagen.
Eine nationale Tour mit Fokus auf lokale Initiativen
Nach ihrer Ankunft in Sanem reisen die beiden Karbike-Fahrzeuge durch mehrere luxemburgische Gemeinden, um Orte zu besuchen, an denen Reparatur, nachhaltige Mobilität, Bildungsangebote für den Wandel, lokaler Tourismus und bürgerschaftliches Engagement gefördert werden. Vom 9. bis 16. Dezember trifft sich das Äerdschëff-Team mit Partnern wie Facilitec, Haus vum Vëlo, Youth4Planet, CELL, Moloko, Provelo und dem Atert-Lycée Réiden.
Ein wichtiges Event in Kürze: Das Experten-Bürger-Forum am 17. Dezember
Alle Beobachtungen, Rückmeldungen und Gespräche der Tour fließen in das Experten-Bürger-Forum „Nachhaltige Mobilität“ am 17. Dezember in Sanem ein.
Dieses Forum bringt Bürger, Techniker, Kommunen, Jugendliche, Experten und Bildungseinrichtungen zusammen, um gemeinsam einen Vorschlag für ein interkommunales Zentrum für leichte Nutzfahrzeuge zu entwickeln – einen Ort für Reparaturen, Schulungen, gemeinsame Dienstleistungen und bürgergetriebene Forschung.
Beide Karbikes stehen für Probefahrten vor Ort bereit!