


Künstliche Intelligenz ist längst in unseren Klassenzimmern angekommen – Lehrkräfte und Schüler*innen nutzen täglich Sprachmodelle. Doch es reicht nicht, ein Tool einfach zu integrieren. Es geht darum, die pädagogische Beziehung neu zu denken: KI als Mitdenkerin, nicht als Denk-Ersatz. Das Konzept des Mitzudenkens mit KI fordert uns auf, einen „sechsten Sinn“ für kritisches Hinterfragen zu entwickeln – und gleichzeitig Kreativität und Reflexion zu fördern.
Für eine verantwortungsvolle KI-Mitgestaltung in Luxemburg
Ein sozial-pädagogisches Anliegen
Im luxemburgischen Kontext bedeutet das: Die Schule wird zum sozialen Raum, in dem Technologie verhandelt wird. Co-Thinking ist kein technischer Zusatz, sondern verändert die pädagogische Haltung: Schülerinnen lernen, eine „sprechende Black Box“ zu entschlüsseln; Lehrkräfte werden zu **Vermittlerinnen eines Dialogs**, in dem der Mensch über Wahrheit und Ethik entscheidet. Lehrpersonen zu Gestalter*innen von erweiterten Lernprozessen auszubilden, ist deshalb eine zentrale Aufgabe – weit über den bloßen Umgang mit Tools hinaus.
Für eine offene, lokale und faire KI-Kultur
Luxemburg darf sich nicht auf proprietäre Lizenzen verlassen, die im Ausland gehostet werden. Das White Paper unterstreicht die Bedeutung offener, quelloffener Lösungen, die Zugangshürden abbauen und benachteiligten Gemeinschaften Mitbestimmung in der Algorithmen-Governance ermöglichen. In einem mehrsprachigen Land mit überschaubarer Größe ist es sinnvoll, lokal trainierte Modelle auf souveräner Infrastruktur zu betreiben – im Einklang mit kulturellen Gegebenheiten, sprachlicher Vielfalt und Transparenz.
Datensouveränität und digitales Vertrauen
Datenschutz ist kein Nebenthema: Wenn KI-Gespräche mit Schüler*innen über externe Server laufen, entstehen sensible Metadaten. Das White Paper fordert deshalb lokale Datenverarbeitung, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und unabhängige Audits. Eine KI-Infrastruktur nach dem Prinzip „Privacy by Design“ stärkt das Vertrauen in die Technologie – insbesondere in Schulen.
Digitale Kluft nicht vertiefen
Ohne inklusive Strategie droht KI, die Unterschiede zwischen gut ausgestatteten und benachteiligten Schulen zu vergrößern. Heute haben weniger als 10 % der Institutionen offizielle Richtlinien. Es gilt, einen nationalen Rahmen zu schaffen, der gerechte Zugänge zum KI-Mitzudenken für alle Schüler*innen garantiert.
Ein Bildungs-Pakt für das Mitzudenken mit KI
Eine offene, lokale und verantwortungsvolle KI einzusetzen, ist keine rein technische Frage – es ist eine gesellschaftlich-pädagogische Entscheidung. Wenn wir Entwicklerinnen, Pädagoginnen, Forschende und Entscheidungsträger*innen zusammenbringen, um eine luxemburgische Charta für KI-Co-Thinking zu gestalten, kann daraus ein europäisches Labor für ethische, mehrsprachige und kulturell verankerte Bildungs-KI entstehen.
Die Transformation läuft bereits. Richten wir sie bewusst aus. Machen wir aus jedem Klassenzimmer einen Ort des kritischen, kreativen und souveränen Mitzudenkens.